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The steering wheel

Thomas Bernhards Autos

Thomas Bernhards Autos

Thomas Bernhards grüner Mercedes

 

Na ja, Vergänglichkeit ist auch etwas Schönes. Es gibt ja nichts Furchtbareres als ewig Bestehendes. Ich möchte auch gar nicht, daß alles, was mit mir zusammenhängt, überhaupt bestehen bleibt, hab‘ überhaupt kein Interesse dran, nur es könnte sein, daß es meinen Sachen widerfährt.“

Thomas Bernhard (1931 – 1989)

Im Technischen Museum Wien glänzte und glitzerte eine teure “Weihnachts“-Ausstellung; silbern und in edlen Farben. Anders als bei den Weihnachtsklassikern geht Mann hier ohne Familie hin. Die würde nur stören, beim Genießen der Luxusgeschöpfe in der Ausstellung: „Chromjuwelen – Autos mit Geschichte“.

Inmitten von Reichtum und „Sport“ steht, wenig beachtet, ein biederer Mercedes; tannengrün bis in die Radkappen.

Ein Auto von Thomas Bernhard – kein Chromjuwel.

Wie hat es die Aufnahme in die Ausstellung geschafft? Vielleicht so: Viele dieser Auto-Geschichten sind spannend. Viele dieser Auto-Geschichten sind Schicksale. Keines dieser Autos zeigt die jüngere österreichische Geschichte so, wie es das Auto von Bernhard kann.

Thomas Bernhard, der die österreichische Geschichte vollständig „auskosten“ musste und komplett “zurückgegeben” hat.

Armut, Krankheit – schwere Kindheit, schwere Jugend – „Erfahrungen“ mit Österreich:


„Die Vergangenheit des Habsburgerreichs prägt uns. Bei mir ist das vielleicht sichtbarer als bei den anderen. Es manifestiert sich in einer Art echter Haßliebe zu Österreich, sie ist letztlich der Schlüssel zu allem was ich schreibe.“


„Nur im Auto und auf der Fahrt bin ich glücklich, ich bin der unglücklichste Ankommende, den man sich vorstellen kann.“

Thomas Bernhard

Tannengrün + Mercedes passt:

„Wie sein Begriff der Normalität von den Idealen vergangener Epochen geprägt war, so war auch seine Vorstellung von Qualität durch und durch altmodisch.“

Wieland Schmied

Seinen ersten Literaturpreis investierte Thoma Bernhard in ein weisses Triumph Herald Cabriolet, welches er direkt in Wien aus dem Schaufenster kaufte  worauf er bestanden hatte.

Seinen ersten Literaturpreis investierte Thoma Bernhard in ein weisses Triumph Herald Cabriolet, welches er direkt in Wien aus dem Schaufenster kaufte worauf er bestanden hatte.

Der Triumph Herald  Roadster

Im Jahr 1964 erhielt Thoma Bernhard zusammen mit zwei anderen Dichtern ein Drittel des mit fünfzehntausend Mark dotierten Julius-Campe-Preises, den der Velag Hoffmann und Campe in Hamburg in Erinnerung an den Verleger von Heinrich Heine gestiftet hatte.

Schon vorher hatte sich Thomas Bernhard genau überlegt, was er mit dem Preisgeld machen werde. Zurück in Wien marschierte er also schnurstracks zu dem Autohändler Heller, wo sein Objekt der Begierde, eben der weisse Triumph Herald Roadster, im Schaufenster stand.

" Der Wagen war weiss lackiert und mit rotem Leder gepolstert. Er hatte ein Armaturenbrett aus Holz mit schwarzen Knöpfen und er hatte genau den Preis von fünfunddreissigtausend Schilling, also fünftausend Mark angeschrieben. Es war das erste Auto, das ich auf meiner Erkundungstour nach einem Auto gesehen hatte, und es war auch schon jenes, welches ich kaufte.....Er war elegant, er war englisch, was schon beinahe eine Voraussetzung gewesen war und er hatte genau die Größe, die mir passte. Schliesslich betrat ich  das Geschäft und ging auf den Wagen zu und ging ein paarmal um den Wagen herum und sagte, diesen Wagen werde ich kaufen."

Es gelang dem verzweifelten Verkäufer nicht, Thomas Bernhard eine Lieferfrist oder ähnluches plausibel zu machen:

"Nein, sagte ich, nicht in den nächsten Tagen,gleich sagte ich,sofort....ich sagte, nur diesen Wagen kaufe ich, wie er hier steht."

Endlich willigte der Verkäufer ein:

"Nun gut, Sie können den Wagen haben, diesen, ein schöner Wagen. Er sagte es mit einiger Traurigkeit in der Stimme, aber er hatte recht, der Wagen war schön".

Thomas Bernhard fuhr mit seiner "Tante" damit nach Jugoslawien in den Urlaub, wo ein Jugoslawe ihm den Triumph Herald zu Schrott fuhr, da er die Vorfahrt missachtet hatte.

Die Versicherung aber zahlte alles, sogar einen nagelneuen Anzug.

Nachzulesen ist das alles und noch mehr in: Thomas Bernhard- Meine Preise  S.50 ff.- Suhrkamp Verlag - ISBN 978-3-518-42055-3

naturgemäss tannengrün ....

naturgemäss tannengrün ....

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