Der Motor des Borgward RS
Mit dem Reihen-Vierzylinder bewies Borgward Weitblick und Innovationsfreudigkeit. Das Aggregat stammte aus der Feder von Karl Ludwig Brandt, der für alle Rennmotoren der Bremer verantwortlich zeichnete.
Bei dem mit 1:10,5 ungewöhnlich hoch verdichteten 1,5-Liter führte die Bremer Entwicklungsabteilung die Vierventil-Technik, die Benzin-Direkteinspritzung und doppelte Nockenwellen mit Antrieb über Duplexketten sowie Doppelzündung konstruktiv in einem Motor zusammen, der auf dem Prüfstand 135 PS, später bis zu 160 PS leistete.
Die Bremer bekamen die komplizierte Technik, für die es damals kaum Erfahrungswerte gab, von Anfang an recht gut in den Griff, und das neue Triebwerk erwies sich in den Rennen als standfest. Motorenkonstrukteur Brandt wählte für seinen Rennmotor eine giebelförmige Gestaltung des Brennraums mit zwei hintereinander liegenden Kerzen für die Doppelzündung und einer dazwischen angeordneten Einspritzdüse, die von den vier Ventilen eingerahmt wurde. Eine Anordnung, die sich als goldrichtig erweisen sollte.
Das Gehäuse des Vierzylindermotors war aus Silumin gegossen und wurde mit Stehbolzen und Hutmuttern verschraubt. Die Kurbelwelle war fünffach gelagert, die geschmiedeten Kolben liefen in nassen Zylinderlaufbuchsen.
Einspritzpumpe und der Zündverteiler waren am rückwärtigen Teil des Nockenwellengehäuses angeflanscht.
157 PS d.h 100 PS pro Liter Hubraum ohne Aufladung waren damals ein sensationeller Wert. Bis zu seinen letzten Einsätzen im Jahr 1959 optimierte Borgward den Motor . So wich im Laufe der Jahre die Druckumlauf-Schmierung einem Trockensumpf, derauch bei hohen Kurvengeschwindigkeiten eine gute Schmierung garantierte.
1956 bewies der Motor im Borgward RS seine Leistungsfähigkeit, erreichte bei einer Versuchsfahrt mit dem Rennfahrer Helmut Schulze 247 Stundenkilometer und überstand einen 20-stündigen Dauerlauf .
Aus diesem Test ging der 1,5-Liter mit verstärkten Pleueln, Kolben mit gleichfalls verstärkten Böden und verbesserten Laufbuchsen hervor.
Bei seinem Debüt wurde der Borgward RS am 22. Juli 1956 mit dem neuen Motor beim Sportwagen-Rennen unter dem Werksfahrer Helmut Schulze auf der Solitude Sechster. Hans Herrmann errang 1957 mit dem Motor im Borgward RS die Vize-Europameisterschaft der Fahrer
. 1958 zeigte sich , dass der Motor überlegen war, die Konkurrenz aus Zuffenhausen aber das bessere Fahrwerk besaß. Trotzdem gewann der schwedische Formel-1-Pilot Joakim Bonnier im 1500 RS das Schauinsland-Rennen in dieser Saison. Aber trotz begabter Fahrer reichte es selten für große Erfolge in den Rennen.
Und Borgward fällte eine Entscheidung, die dem Motor sogar eine Markenweltmeisterschaft einbrachte. Er nahm Kontakt zu British Racing Partnership auf und wurde zum Motorlieferanten für Formel-Boliden. Dort ging damals Stirling Moss an den Start.